Benutzt du für deine Kalligrafie Projekte spezielles Papier? Oder benutzt du Standard Kopierpapier oder liniert. Ich habe mit meiner Kalligrafie-Feder da so meine Probleme. Oder benutzt du eine richtigen Stift?
Das ist wirklich sehr unterschiedlich und hängt stark davon ab, was ich geplant habe und mit welcher Feder(breite/art) und welcher Tinte/Tusche ich arbeite. Ich beginne mal mit deiner letzten Frage und unterteile die erste in mehrere Antworten.
Ich verwende für gewöhnlich keine Kalligraphie-Stifte, da mir die Handhabung nicht sonderlich zusagt. Stattdessen benutze ich einen Federhalter aus Holz mit verchromten Griffstück, beziehungsweise von Zeit zu Zeit auch einen Federhalter mit echter Feder, welcher mir geschenkt wurde. Bei den Federn selbst achte ich beispielsweise bei Bandzugfedern auf die Elastizität (eine niedrige Elastizität bietet sich speziell für Anfänger gut an, da mit zunehmender Elastizität eine sicherere und ruhigere Hand gefordert ist).
Um einen leichteren Einstieg in die Kalligraphie zu haben, kann man auch sogenannte "Parallel Pens" verwenden, welche deutlich leichter in der Handhabung sind. Ich für meinen Teil bin aber direkt mit einem Federhalter und richtigen Federn gestartet; Also ist es kein Muss und natürlich nicht nur für den Einstieg geeignet - diese Pens werden auch von vielen fortgeschrittenen Künstlern verwendet.
Übungspapier
Für normale Übungen, wenn ich beispielsweise eine neue Schriftart erlernen oder einfach etwas vor mich hin schreiben möchte, nutze ich häufig linierte Übungsblöcke oder weißes, nicht liniertes Papier mit der Stärke 100g/m². Diese Stärke erlaubt es problemlos gebrochene Schriften, wie zum Beispiel die Frakturschrift mit der Bandzugfeder, zu schreiben, kann aber auch für Anglaise / Copperplate mit ihren teilweise stark anschwellenden Linien verwendet werden.
Projektpapier
Wenn es an die wirkliche Umsetzung eines angedachten Projekt kommt, verwende ich häufig Schreib- und Zeichenpapier. Dabei ist auf die Leimung zu achten, um ein "Durschlagen" der Tinte zu verhindern (Ein häufiges Problem, wenn man beispielsweise Druckerpapier verwendet). Neben der Leimung ist auch eine matte Oberfläche wichtig, da die Feder idealerweise nicht abrutschen sollte. Die Stärke dieser Papiersorten variiere ich je nach Anwendungszweck, aber meist beläuft sie sich auf 120g/m² oder 200g/m².
Papier für besondere Tinten/Tuschen
Für besondere Tinten/Tuschen, wie beispielsweise die goldene Tusche in einigen meiner Uploads, verwende ich spezielles, schwarzgefärbtes Papier aus Italien (Burano nero - Römerturm) in der Stärke 200g/m². Diese Art von Papier ist aber nicht für jede Art von Tinte/Tusche geeignet und wird meist in Kombination mit weißer/goldener Tusche oder Glanztinte verwendet.
Papier für spezielle Anlässe
Zum Ende noch ein kleiner Liebling meinerseits, das Büttenpapier. Es wird nur noch selten verwendet und viele Menschen kennen es gar nicht mehr, wodurch es sehr gut zur Kalligraphie passt, da sich beide diese Eigenschaften leider teilen. Ich verwende es gerne für Brief- und Grußkarten zu besonderen Anlässen. Das von mir verwendete Papier besteht dabei aus einem Hanf-, Leinen- und Baumwoll-Gemisch.
Als kleine Anmerkung am Rande: Diese Papiersorten (das Büttenpapier mal ausgenommen) kosten verhältnismäßig wenig und sind meiner Meinung nach eine wichtige Komponente, an der man nicht sparen sollte, wenn man das Kalligraphieren lernen möchte; Ähnlich wie gute Tinten/Tuschen.
Falls du noch weitere Fragen hast, kannst Du sie mir gerne stellen oder mich auch via direkter Nachricht fragen. Solltest du ein paar Shop-Empfehlungen für die oben genannten Utensilien brauchen, kann ich dir auch gerne die von mir präferierten Online-Shops zukommen lassen.
Eines noch:
Kalligraphie kann beim Lernen stellenweise sehr erdrückend und überwältigend wirken, da es unglaublich Vieles zu beachten gilt, aber zeitgleich nur noch wenige gute Anleitungen/Guides existieren. Das beginnt bereits bei den benötigten Materialien und zieht sich hindurch bis zu den verschiedenen Schreibtechniken und Schriften, aber es ist auch ein Zeitvertreib, der, wenn man die notwendige Zeit investiert, sehr belohnend, beruhigend und schön sein kann.
Lange Rede kurzer Sinn: Lass dich von kleinen Rückschlägen nicht entmutigen und erfreue dich an jedem Erfolg.
„Nachtfalter“ v. Max Dauthendey.